Wir starten eine Interviewserie mit den Mitgliedern des Vorstands des Trägervereins der Schule. Folgen Sie uns und erfahren Sie mehr über unsere deutschen und georgischen Vorstandsmitglieder, ihre ehrenamtliche Arbeit am Aufbau der Deutschen Internationalen Schule Tbilissi und ihren Blick auf die weitere Entwicklung der Schule. Wir starten mit dem Vorsitzenden des Vorstands, Dr. h.c. Sascha Ternes. Viel Spaß beim Lesen!
Wie sind Sie nach Georgien gekommen und wie lange leben Sie schon hier?
Ist Georgien so etwas wie Ihre zweite Heimat geworden?
Meine erste Reise nach Georgien war im Jahr 1997, damals aus beruflichen Gründen. Schon bald habe ich mich in Land und Leute „verliebt“ und auch meine Ehefrau hier kennengelernt (wir haben mittlerweile 3 Kinder). In den Folgejahren sind wir oft privat und beruflich zwischen Deutschland und Georgien gependelt, bis ich im Jahr 2007 das Angebot angenommen habe, die Leitung der hiesigen ProCredit Bank zu übernehmen. Seitdem wohne ich dauerhaft in Georgien und kann wirklich sagen, dass ich mich hier Zuhause fühle.
Wie erinnern Sie sich an die allererste Zeit der Schulgründung?
Wir waren eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten, die als Gründungsmitglieder des Schulvereins wohl ein großartiges Beispiel dafür gewesen sind, was es heißt, eine gesunde Gleichgültigkeit gegenüber dem Unmöglichen zu haben. Denn die Gründung einer Deutschen Auslandsschule war mit unglaublich vielen Hindernissen verbunden. Staatliche Stellen in Deutschland und Georgien mussten von der Idee überzeugt werden. Sponsoren waren nötig, um die Anlaufkosten/Defizite zu finanzieren. Risiken mussten eingegangen werden und Verträge für Lehrer, Gebäude sowie Ausstattung wurden unterschrieben, obwohl es noch keine Schüler gab. Das Vertrauen von potentiellen Schuleltern musste gewonnen werden, damit diese ihre Kinder anmelden, obwohl es die Schule noch gar nicht gab. Umso erfüllender war der Moment, als im September 2010 die erste Einschulung stattfand – mit damals „nur“ 6 Erstklässlern!
Wie hat sich die Schule seither aus Ihrer Perspektive entwickelt? Und was sind jetzt die größten Herausforderungen aus Ihrer Sicht als Vorstandsmitglied?
Innerhalb der letzten 11 Jahre hat die Schule hat eine unbeschreibliche Entwicklung durchlaufen: von der Idee auf einem Blatt Papier bis zur Verleihung des Gütesiegels „Exzellente Auslandschule“ durch den Bundespräsidenten; vom angemieteten Privathaus in einen selbst gebauten Schulcampus. Aus sechs Schülern und sieben Kindergartenkindern sind 240 geworden. Zum Start hatten wir zwei Mitarbeiter, heute haben wir fast 60. Im Sommer erreichen wir die 12. Klassenstufe und haben damit den Schulaufbau vollendet. Zu dieser Zeit wird auch unser Anbau fertiggestellt, und die Sporthalle bald danach.
Auch in Zukunft wird unsere Schule als nicht-gewinnorientiertes Public-Private-Partnership eine Ausnahme in der georgischen Bildungslandschaft bleiben. Diese besondere Konstellation ist nicht alltäglich und für Außenstehende manchmal nicht leicht nachzuvollziehen, aber gleichzeitig unser größter Vorteil, um im Wettbewerb mit anderen Privatschulen zu bestehen und unseren Schülern die bestmögliche Bildung zu vermitteln.
Wie sieht Ihre konkrete Arbeit für die Schule aus? Können Sie dazu einen kurzen Einblick geben?
Die Schule wird von einem gemeinnützigen Verein getragen. Somit gibt es keinen Eigentümer im klassischen Sinn, der sich aus rein kommerziellen Interessen um die Geschicke der Schule kümmert. Diese Rolle übernimmt bei uns der gewählte und ehrenamtlich tätige Schulvorstand. Dabei ist es vorteilhaft, dass die einzelnen Vorstände aus unterschiedlichen Berufsgruppen kommen und sich daher in der Schule entsprechend ihrer jeweiligen Fachbereiche einsetzen können (z.B. Bildung, Recht, Finanzen, Bau, Organisation, etc.). Meine persönlichen Schwerpunkte setzte ich dabei auf strategische und konzeptionelle Themen sowie betriebswirtschaftliches Controlling und Baumanagement. Auch wenn ich als Vorsitzender des Vorstands vielleicht etwas intensiver in die Belange der Schule eingebunden bin, so sehe ich mich trotzdem als Teamplayer, und es erfüllt mich mit großer Freude zu sehen, über wie viele Jahre wir bereits vertrauensvoll und konfliktfrei zusammenarbeiten, um nur ein einziges Ziel zu verfolgen: den erfolgreichen Aufbau unserer Schule, im Sinne der Kinder, die sie besuchen.
Die Arbeit im Vorstand ist ein unbezahltes Ehrenamt. Was sind Sie von Beruf und wo arbeiten Sie, wenn Sie nicht gerade für die Schule aktiv sind?
Ich bin seit über zwanzig Jahren im Finanz- und Bankwesen tätig, mit einem Schwerpunkt auf nachhaltigen und sozialverantwortlichen Finanzierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dies erklärt vielleicht teilweise auch meine Bereitschaft, ehrenamtliche Verantwortung zu übernehmen, um damit einen positiven Beitrag zu gesellschaftlichen Verbesserungen zu leisten. Analog zu meinem Engagement für die Deutsche Schule bin ich ebenso Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wirtschaftsvereinigung in Georgien (DWV). Meinen Lebensunterhalt verdiene ich jedoch im Hauptberuf als Chief Operating Officer des Schweizer Vermögensverwalters „BlueOrchard Finance“, dem Anbieter des weltweit ersten und größten Investmentfonds für Mikrokreditfinanzierungen.